Allgemeine Zeitung vom 12. November 2002

Kilometer über Leben und Tod

Ertappte Raser machten gestern auf der B 41 im Simulationsmobil ihre eigenen Erfahrungen

   mp. MONZINGEN – „Wer rast, spielt mit dem Leben anderer. Deshalb bitten wir Sie, ändern Sie ihren Fahrstil, denn Sekunden gewinnen, heißt Leben verlieren.“ So steht es auf einem Computerausdruck, den freundliche Polizeibeamte gestern Verkehrssündern auf der B 41 überreichten.

Ort des Geschehens war der Parkplatz an der Bundesstraße 41, zwischen Monzingen und Nussbaum. Die Abfahrt nach Nussbaum ist bekanntlich ein kritischer Punkt im Verlauf der B 41. Deshalb hat die Polizei wieder einmal auch an diesem Bereich Kontrollen angesetzt. Gestern stand dort und später an weiteren Punkten der B 41 der Reaktions- und Bremstest-Simulator. Das ist ein Spezialfahrzeug, das auf Anforderung der Polizei eingesetzt wird. Die beiden Polizeioberkommissare Dieter Steffen und Horst Müller von der Landespolizeischule in Hahn sind die Fachleute, die dieses Fahrzeug betreuen.

Mit dem Simulator werden Verkehrssündern an Ort und Stelle die möglichen Folgen ihres zu schnellen Fahrens vor Augen geführt. Wird ein Raser gestoppt, so fragen ihn die Beamten, ob er bereit ist, im Simulator seine Fahrt nachzustellen. Dann ist der erwischte Schnellfahrer oft erstaunt, wenn ihm vorgeführt wird, welchen Anhalteweg er mit der überhöhten Geschwindigkeit hat.

So wurde gestern ein Fahrer mit 109 Stundenkilometern gestoppt, 70 km/h sind erlaubt. Die Beamten, freundlich und bestimmt, zeigen dann im Simulator, wie sich das auswirken könnte. Bei Tempo 109 ist der Reaktionsweg 30,28 Meter lang, der Bremsweg 65,46 Meter und der gesamte Anhalteweg somit 95,74 Meter lang. Wäre er nur die erlaubten 70 km/h gefahren, so würden sich die Wege fast halbieren. Der Reaktionsweg beträgt dann 19,44 Meter, der Bremsweg 27,01 Meter, der gesamte Halteweg wäre mit 46,45 Metern nicht mal die Hälfte.

Die Polizeibeamten Steffen und Müller wissen aus Erfahrung, dass die ertappten Sünder über diese Werte immer wieder erstaunt sind. Wenn man den Rasern dann noch vorrechnet, dass ihre Zeitersparnis durch die erhöhte Geschwindigkeit auf einer Strecke von 20 Kilometern gerade mal zwei Minuten betragen würde, ist das Staunen noch größer. Und die Beamten wissen, dass wenige, zu schnell gefahren Kilometer oft über Leben und Tod entscheiden.

Am gestrigen Vormittag fuhr der schnellste Raser aber nicht nur die erwähnten 109 km/h, sondern satte 130. Er wird nun 150 Euro Strafe zahlen, erhält vier Punkte in Flensburg und muss einen Monat ohne Führerschein auskommen.