Die jüdische Gemeinde Monzingen Zusammenleben der verschiedenen Religionsgemeinschaften Die jüdischen Familien lebten nicht isoliert, sondern waren offensichtlich in das Gemeindeleben inte-griert wie auch die zahlenmäßig etwa gleich stark vertretenen Katholiken. Sie hielten Kontakt zu den Nachbarn, ein Beweis dafür ist auch, dass bei den Geburts- und Sterbeeinträgen sehr oft ein christlicher Nachbar, Freund oder Bekannter mit aufs Standesamt kam und als Zeuge unterschrieb. Doch während die Katholiken sich größtenteils in einer Mischehe mit einem evangelischen Partner befanden und ihre Kinder evangelisch getauft wurden, war keine Ehe zwischen Juden und Christen zu finden. Oft kamen die jüdischen Ehepartner von weit her. Hin und wieder sind auch verwandtschaftliche Beziehungen zu er-kennen. So war z.B. Klara Ullmann (*1814 in Monzingen) in Homburg verheiratet, ihre Tochter Amalia heiratete Jacob Mayer, den Sohn von Eva Ullmann, und lebte dann in Monzingen. Obwohl die Juden durch ihren Handel viel unterwegs waren und so etliche Verbindungen knüpfen konnten, haben sicher auch spezielle jüdische Heiratsvermittler eine Rolle gespielt. In früheren Zeiten waren Heiratsvermittler im Naheraum und Hunsrück auch bei den Christen allgemein üblich. In israelischen Zeitungen gab es zwar auch schon Heiratsgesuche speziell für Juden, besonders in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, doch kamen diese wohl eher für die Stadtbewohner und höheren Gesellschaftsschichten in Frage. Auf dem Land wurden eh kaum Zeitungen gelesen. Die auswärtigen jüdischen Männer waren in der Regel ebenfalls Händler, die auswärtigen Frauen Töchter von Händlern, Krämern, Geschäftsleuten und Fabri-kanten. Innerhalb der Gemeinde Monzingen hatten die jüdischen Bewohner die gleichen Pflichten wie alle andern Bewohner des Ortes. Sie mussten Steuern zahlen und Militärdienst leisten. Es gab keine Unterschiede. Als im Frühjahr 1883 sieben junge Monzinger eingezogen wurden, war auch David Mayer unter ihnen. Er wurde zum Ersatz 1 eingeteilt, was jährlich 7 Wochen Dienst bedeutete.15 9 Diese Ehrentafel wurde am 21. März 1897 anlässlich des 100. Geburtstages von Kaiser Wilhelm I in der Monzinger Kirche unter großer Beteiligung der Bevölke-rung feierlich eingeweiht und hing dort bis zur Renovierung der Kirche im Jahre 1956/57. Sie enthält die Namen der Teilnehmer an den Feldzügen 1848/49, 1864, 1866 und 1870/71. Unter den 59 Monzingern ist auch ein M. Ullmann aufgeführt. Es ist nicht ersichtlich, wer jeweils an welchem Feldzug teilgenom-men hat, so dass durch die Abkürzung des Vornamens Michael, Marx oder Mo-ses in Frage kommen können, aber immerhin ein jüdischer Name in der evange-lischen Kirche. Die Tafel wurde erst 1956 abgenommen und nach der Renovie-rung der Kirche und der Verlegung des Eingangs nicht wieder aufgehängt. Seit-dem liegt sie im Keller des Ev. Gemeindehauses in Monzingen.16 Auch am 1. Weltkrieg nahm ein in Monzingen geborener Jude teil. Ferdinand Ullmann (*1889) war zwar schon in Frankfurt als wohnhaft gemeldet, als er in den Krieg zog, seine Mutter und einige Geschwister lebten aber noch in Monzingen in den Häusern Nr. 209 und 229. Er fiel 1915 im Alter von 26 Jahren in Galizien.17 Auf den Listen der Gefallenen im 1. Weltkrieg des Kreises Kreuznach ist er nicht zu finden, da er ja nicht mehr in Monzingen gemeldet war. Auf der Ehrentafel der höheren Schule in Sobernheim, die er zwei Jahre lang besucht hatte, ist er jedoch unter Nr. 56 mit aufgeführt.18