Die jüdische Gemeinde Monzingen Wohnhäuser der jüdischen Einwohner Quelle: LHA-Koblenz, Außenstelle Kobern-Gondorf, Monzingen, Urkataster und Liegenschaftsbücher Plan von 1830: alter Stadtkern (nachgezeichnet entsprechend dem Urkataster von Monzingen, Quelle: Monzingen eine volkskundlich-historische Untersuchung, Heimatkundliche Schriftenreihe des LK Bad Kreuznach Band 5 1978, S.77) Ergänzungen: Jüdischer Besitz 1830 – 1863 farbig ausgemalt im Südwesten, außerhalb der alten Stadt, der jüdische Fried-hof im Osten, ebenfalls außerhalb der alten Stadt, der christliche Friedhof, heute Friedhof der Gemeinde Monzingen Wie der Plan zeigt, gab es in Monzingen kein Ghetto, auch keine Judengasse, wie es sich ab dem 15. Jahrhundert in den größeren Städten durchgesetzt hatte. Die jüdischen Familien lebten verteilt in allen Vierteln. Außer den Wohnhäusern besaßen sie innerhalb der Stadtmauern noch Scheunen und Schup-pen. Der übrige Grundbesitz verteilte sich auf die Gemarkungen außerhalb des Ortes. Jüdische Hausbe-sitzer 1830 bis 1863 waren Jacob Bär, Angelius Fried, Jacob Fried, David Mayer, David Ullmann, Emanuel Ullmann, Ferdinand Ullmann und Michael Ullmann, wobei David Ullmann und Emanuel Ullmann im Flurbuch 1 von Monzingen (1830 bis 1867) als Besitzer mehrerer Häuser eingetragen sind. (vgl. S.6) Außerhalb der alten Stadt, an der Straße Richtung Bahnhof und Provinzialstraße, kauften Adolf Ullmann, seine Ehefrau Emilie und Jacob Mayer 1892 die Häuser Nr. 209, 229 und 234 mit Nebengebäuden. Vieh-händler Angelius Fried (II) veräußerte 1884 sein Haus im Ortskern und kaufte ein größeres Haus mit Scheune und Stall an der Straße Richtung Auen, das er bis zu seinem Tod 1913 bewohnte. (siehe Seite 28, Mitte) 1854 erwarb der Händler Nathan Stern einen Acker am Gaulsbach und baute darauf ein drei-stöckiges Gebäude (Fertigstellung 1856), in dem er eine Leimsiederei und eine Wohnung einrich-tete. (siehe Jüdische Familien, Seite 5) Im Jahre 1871 veräußerte er das Gebäude an den Kaufmann Julius Herold. Foto links, eigene Aufnahme von 1959: die ehemalige Leimsiederei von von Nathan Stern (mittleres Gebäude), links ein zweites Fabrikgebäude, gebaut von Julius Herold, rechts zwischen den Bäumen die ehemalige Villa Herold 1984 wurde das alte Gebäude umgebaut. Die oberen Stockwerke wurden abgerissen und ein Flachbau erstellt. Zuerst diente er als Raiffeisenlager. Bis Ende 2012 war darin ein Getränkemarkt un-tergebracht. Foto rechts: eigene Aufnahme von 1996, Raiffeisenlager, Thiergartenstraße 6 25 Jüdische Hausbesitzer 1864 – 1905: Marx Bär, Angelius Fried II, Jacob Mayer und seine Söhne David und Gustav, Abraham Mayer, Nathan Stern, Aaron Ullmann, David Ullmann II, Ludwig Ullmann und Sohn Ferdinand, Marx Ullmann, Michael Ullmann II, dessen Sohn Adolf und Schwiegertochter Emilie, Moses Ullmann. Jüdischer Besitz in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, eingetragen im Plan von 2011 Anm.: Die Häuser in Monzingen waren früher durchnummeriert (1930: HN 1 bis 169), zwischen 1890 und 1900 erhielten dann alle nochmal eine neue Nummer (HN 1 bis 249) und die Neubauten außerhalb der ehemali-gen Stadtmauer wurden integriert. Die heuti-gen Straßennamen mit Hausnummern wur-den erst im Juli 1958 eingeführt. Die meisten Häuser in ehemals jüdischem Besitz sind inzwischen abgerissen oder umgebaut. Einige we-nige konnten aber noch auf alten Fotos oder Ansichtskarten entdeckt werden. Nur bei drei Gebäuden hat sich bisher nicht viel verändert. links: Haus Nr. 87/1900: HN 95/ab 1958: Lehrstraße 1. 1830 im Besitz von Ferdinand Ullmann. Die Kinder Ferdinands sind in diesem Haus geboren. Ab 1851 übernahm Marx. Mitte: Rückseite des Hauses. In der Rathausstraße, auf den eingezeichneten Parkplätzen, stand das Haus HN 84, Foto rechts: 1983 kurz vor dem Abriss von Lino Zambano. Es gehörte bis 1841 Emanuel Ullmann, von 1841 – 1861 Jacob Fried, danach bis 1902 Moses Ullmann. Der kleine Hof unterhalb der Parkplätze gehörte den jeweiligen beiden Hausbesitzern gemeinsam. HN 61 / 68 Rückseite von HN 68, ehemaliges Nebengebäude Bachstraße 3 HN 61/1900: HN 68/ab 1958: Bachstr. 3. Bereits 1830 in jüdischem Besitz, 1826 hatte David Mayer aus Weitersbach die Monzingerin Eva Ullmann geheiratet. Auf ihn ist das Haus im Urkataster eingetragen. Die Kinder von David und Eva sind in diesem Haus geboren. 1849 kaufte David Ullmann II das Gebäude, 1867 wurde es auf dessen Bruder Ludwig übertragen, nach dessen Tod auf Sohn Ferdinand und Ehefrau Karoline genannt Henriette. Letztere wohnte hier bis 1938. Nach dem Abriss 1958 entstand an der Stelle ein Neubau mit Terrasse. (Aufnahme links vor dem Abriss 1958 von Erich Martin) 26 links: mittleres Haus: HN 140/1900: HN 170/ab 1958: Hauptstr. 65. Im Urkataster von 1830 im Besitz von David Ullmann I, von 1866 bis 1906 im Besitz der Familie Mayer (Jakob und David II). 1906 bis 1954 Metzgerei Dickenschied, danach bis 2005 Metz-gerei Kaufmann. Im Haupthaus waren die Wohnräume, ein Schlachtraum und ein Verkaufsladen links neben dem Eingang untergebracht. In der Ringstraße waren Stall und Scheune. Beim Umbau war über dem heutigen Garageneingang noch ein Balken mit der Inschrift „David Meyer“ vorhan-den. Flurbuch XIV, Parzelle 24 rechts: Aufnahmen von 2012 An der Ecke Rathausstraße/Im Niederviertel, wo heute Trafo-Häuschen, Kelter und Bank stehen, stand ein Haus, das um 1960 abgerissen wurde. Es war von kurz nach 1800 bis 1841 das Wohnhaus der Familie Fried. Danach kaufte Emanuel Ullmann das Gebäude. In diesem Haus Nr. 75/1900: HN 84 kamen Magdalena Fried, Elisa und Rosina Ullmann zur Welt. HN 209, gebaut 1842, 1892 bis 1920 in jüdischem Besitz. Besitzer 1892: Moses Ullmann, 1905: Adolf Ullmann. Ab 1910 Wohnhaus von Penas Wolff und Ehefrau Bertha geborene Ullmann. 1920 verkauften diese an Jakob Alt. Um 1980 wurde das Haus ersetzt durch einen Neubau, heute Hauptstr. 43 Erstes Haus links: HN 10/1900: HN 11/ab 1958: Hauptstr. 55. Bereits 1830 im Besitz der Familie Bär. Jacob Bär und später dessen Sohn Marx bewohnten das Haus mit ihren Familien. Olke, Paulina, Lazarus und Juliane Bär kamen in diesem Haus auf die Welt. Vor seinem Wegzug um 1872 verkaufte Marx das Gebäude an Abraham und Karoline Mayer, die bis 1879 darin wohnten. Dann ging es an christliche Besitzer. Nach dem 2. Weltkrieg waren französische Soldaten einquartiert, daher ist das Haus den Monzingern heute noch unter dem Begriff „Kaserne“ bekannt. In den sechziger Jahren wurde es abgerissen. rechtes Foto: 2012, freier Platz 27 HN 90/1900: HN 41/ab 1958: Im Niederviertel 9. Im Urkataster bereits auf Michael (Jonas Michel) Ullmann eingetragen und bis 1836 in seinem Besitz. Sicherlich hat er mit Frau und Kindern bis 1833 auch darin gewohnt, da sonst kein Wohnraum auf ihn eingetragen war. Er verkaufte das Anwesen an eine christliche Familie, nachdem er bereits 1833 HN 6, die sogenannte spätere Judenschule, erworben hatte. 1840 kaufte Emanuel Ullmann das Haus Nr. 70/1900: HN 80/ab 1958: Rat-hausstraße 3 mit gegenüberliegendem Areal (heute Teil von Rathausstraße 1a). 1867 übernahm Sohn Moses den Besitz. Nach dessen Tod im Jahre 1902 ist von 1904 bis 1914 Adolf Ullmann als Besitzer eingetragen. Über der Haustür sind noch die Jahreszahl des Erwerbs und die Initialen Emanuels zu sehen. links: David Mayer (I) kaufte 1843 das Haus Nr. 66/1900: HN73/ab 1958: Franziskastraße 4a. Nach seinem Tod sind ab 1860 Sohn Jacob und von 1880 bis 1892 Schwiegersohn Abraham Mayer als Besitzer einge-tragen. 1893 wurde das Gebäude samt einem kleinen Stall im ge-genüberliegenden Haus an die christliche Familie Meinert ver-kauft. rechts: das gleiche Haus im Jahr 2012, inzwischen mehrmals umgebaut. Das erste Haus rechts (1830: HN63/1900: HN 14/ab 1958: Franziskastraße 8) ist im Urkataster ebenfalls auf David Ullmann (I) eingetragen. Nach seinem Tod 1858 erwarb die christliche Familie Glaser das Gebäude. Nach 1900 gehörten Wohnhaus und Schmiede Jakob Brumm. (linkes Foto: um 1830, Archiv der Gemeinde Monzingen, rechtes Foto: 2012) 28 HN 129/1900: HN 158/ab 1958: heute Ringstr. 8: von 1867 bis 1885 im Besitz der Familie Fried. Angelius II und Vater Salomon wohnten hier. Angelius verkaufte 1884/85 an Johann Michael Dick. Foto 2012: Das ehemalige Bauernhaus wurde umgebaut und saniert. An der Stelle der ehemaligen Mistgrube ist ein Anbau entstanden. Dieses Haus (1830: HN 131, Aufnahme von 1996) ist inzwi-schen abgerissen. Ferdinand Ullmann erwarb es um 1836. Ab 1859 war es das Wohnhaus seines Sohnes Michael. Dessen Sohn Adolf übernahm 1884 das Gebäude. 1910 verkaufte er an das Ehepaar Jakob und Anna Dick, die Erben des Nachbarhauses HN 158 (siehe links). Angelius Fried veräußerte sein Wohnhaus im Ortskern (Foto oben rechts) und zog um in die heutige Soon-waldstraße 26 (um 1900: HN 147). Er hatte das Haus der Witwe Güldenbecher abgekauft. Nach dem Tod des Ehe-paars Fried 1913, wurde das Anwesen auf Angelius‘ Schwa-ger, den Händler Michael Burg aus Hottenbach überschrie-ben, der es November 1917 an das Ehepaar Jakob und Henriette Bauer verkaufte. Diese erweiterten später Haus und Scheune um einen neuen Stall und bauten an der Rückseite noch einen Weinkeller an. An diesem Haus wurde bisher wenig verändert. HN 234/ab 1858: Binger Landstraße 2. Gebaut 1866: Wohnhaus, dahinter Scheune und Bräu. Jacob Mayer kaufte 1893 das Anwesen und richtete dort die Firma Mayer J. & Söhne ein. Nach seinem Tod übernahm erst Sohn Gustav, ab 1906 Sohn David das Anwesen. 1919 wurde es an eine Saarbrücker Firma verkauft (Eintrag im Kataster: 1920). Danach wechselten die Besitzer mehrmals. In der ehemaligen Scheune und der kleinen Brauerei waren in den zwanziger Jahren die Monroe-Werke, 10 Jahre später das Fuhrunternehmen Widmayer untergebracht. Während der beiden Weltkriege dienten die Nebengebäude jeweils als Getreidelager für die Wehrmacht. Heute gehören Wohnhaus und Nebenge-bäude dem Besitzer einer Autowerkstatt. HN 229, heute Hauptstr. 15, ab 1896 im Besitz der Familie Adolf Ullmann und Emilie geb. Haas (vgl. Seite 9), Sohn Alfred ver-kaufte das Haus 1923/24 und emigrierte nach England, Fotos: links: um 1930, Mitte: um 1980 von Hans Hubert, rechts: 2012